Kelheim, 12.03.2020. Die Akteure im Gesundheitswesen versuchen aktuell Probleme zu lösen, die sich so nur selten oder noch gar nicht gestellt haben. Da nicht jeder das Rad neu erfinden muss, möchten wir unsere Maßnahmen zum Umgang mit dem Coronavirus vorstellen.
Kommentare, Ergänzungen und insbesondere Verbesserungsvorschläge würden uns freuen.
NOTAUFNAHME
NOTAUFNAHME: Alle Patienten, Begleiter, Rettungsdienst- und Klinik-Mitarbeiter müssen ab Betreten der Notaufnahme einen Mundschutz tragen (wird am Eingang “vorgebogen” und überreicht). GRUND: Nicht wenige Patienten klagen über “sonstwas”, haben aber “auch” Grippe, was ihnen aber erst später einfällt.
NOTAUFNAHME: Augenscheinlich nicht stationär behandlungspflichtige Patienten werden an 116117 verwiesen. GRUND: Freihalten von Krankenhausbehandlungsplätzen.
NOTAUFNAHME: Bei allen Patienten mit Symptomen eines grippalen Infekts nehmen wir einen Influenza-Abstrich ab. Ist dieser positiv, werden sie Influenza-isoliert und in typischer Weise supportiv therapiert. GRUND: Die Beschwerden sind durch Influenza erklärt. Eine Kombination Influenza + Corona halten wir für unwahrscheinlich.
NOTAUFNAHME: Ist beim symptomatischen Patienten die Influenza-Testung negativ, so nehmen wir Rachenspülwasser ab, senden die Probe zur Corona-Testung MIT ANAMNESEBOGEN an die Uni Regensburg. Die Corona-Rachengewässerten Patienten gehen auf unsere eigens eingerichtete Infektionsstation (leider ohne Schleusen) und werden dort einzeln isoliert GRUND: Die zunehmende regionale Inzidenz zwingt uns bei stationär behandlungsbedürftigen Patienten mit nicht durch Influenza erklärten Beschwerden, eine Corona-Virus-Infektion sicher ein- bzw. auszuschließen.
NOTAUFNAHME: Jeder Patient darf maximal mit einem Begleiter in die Notaufnahme kommen. GRUND: Sparen von Schutzausrüstung (hier: Mundschutz).
NOTAUFNAHME: Das Betreten der Notaufnahme ist nur dortigen Patienten und dortigem Personal gestattet GRUND: Einschleppen oder Mitnahme von Infektionen über “Durchreisende”, die keinen Mundschutz tragen soll vermieden werden.
KLINIK
KLINIK: Besuchszeitenbeschränkung 15 bis 18 Uhr, maximal 2 Besucher pro Patient. Isolierte Patienten bekommen Besuch nur nach Genehmigung durch Klinikärzte.
GRUND: Infektionsschutz, Sparen von Schutzausrüstung (hier: Mundschutz, Schutzkittel etc.).
KLINIK: Ab 16.3. stellen wir alle verschiebbaren, stationär geplanten Untersuchungen und Eingriffe ein, soweit dies im Einzelfall medizinisch verantwortbar ist. GRUND: In Anbetracht der rapiden Ausbreitung der Infektion gehen wir davon aus, unser Personal und die verfügbaren Bettplätze ab Montag mehrheitlich für Infektionserkrankte zu benötigen. Die telefonischen Absagen an Patienten und Hausärzte haben so genug Vorlauf für alle Beteiligten, was bei einer erzwungenen ad hoc Lösung “über Nacht” nicht der Fall wäre.
KLINIK: Eines unserer beiden Röntgen Thorax-Geräte wird zum “Infektionsgerät” erklärt. GRUND: So soll ein übertragen der Infektion auf Nicht-Infektions-Patienten durch Routine-Diagnostik so weit wie möglich vermeiden werden… auch wenn das nur ein kleiner Schritt ist.
KLINIK: Auf zwei Großbildschirmen im Eingangsbereich und in der Notaufnahme zeigen wir tagesaktuelle Informationen für Besucher und Patienten zum Thema CoVid-19-Infektion. GRUND: Die Wartezeit in der Notaufnahme kann so sinnvoll genutzt werden. Im Eingangsbereich kann das Personal der Rezeption auf die Video-Informationen verweisen, um nicht immer wieder die gleichen Fragen beantworten zu müssen.
MITARBEITER
MITARBEITER: Regelmäßige, mittägliche Kurzreferate zur aktuellen Situation und zum geplanten weiteren Vorgehen. GRUND: Es besteht ein extrem großer Informationsbedarf, der durch Medien und Rundmails nicht befriedigt wird. Nur gut informierte Mitarbeiter verstehen, warum was wie und warum wo stattfinden muss / soll und bleiben motiviert.
MITARBEITER: Erkranktes Personal testen wir bei begründetem Verdacht fortan selbst ambulant. GRUND: Die Diagnostik über 116117 dauert sehr lange, wir können uns unberechtigte Personalausfälle aktuell genauso wenig leisten wie erkranktes Personal im Dienst, das damit Patienten und Personal gefährdet.“